Malerei

 

24.04.2017

von Marit Keirat

 

 

Die Malerei von Franka Boltz kombiniert die Frage nach der Entstehung von Raum und Perspektive im Bild mit der nach der Ausdrucksqualität von Farbe. Der Bildträger gewährt einen Einblick in eine Szene, in der verschiedene Formen miteinander und gegeneinander agieren, sich ergänzen, ineinander zerfließen oder sich verdecken. So entstehen Tiefen, die an organisch gewachsene Formen oder Landschaften erinnern, um an anderer Stelle durch harte, grafische Formen gebrochen zu werden. Diese können als Leerstellen stehen oder Platzhalter für etwas sein, das sich aus der Schlussfolgerung des Betrachters ergibt. Teils verbieten sie den Blick auf Dahinterliegendes, teils lenken sie ihn gerade darauf hin.

 

Das Sperrige der Formen wird von einem pastosen Farbauftrag unterstützt, der den betreffenden Bildausschnitt gleichsam abdichtet, während die Elemente dahinter mit aquarellartiger Leichtigkeit den Eindruck von Weite vermitteln. Hier steht Skizzenhaftes neben ausgearbeiteten Elementen; so entsteht eine Spannung zwischen dynamischen Linien und ruhigen Formen.

 

Das Material und die Farbigkeit des Bildträgers spielen dabei neben den Farbflächen eine gleichwertige Rolle. Es entsteht eine Changierspiel zwischen Lücke und Gegenstand, positiven und negativen Flächen.

 

Anleihen für manche ihrer Formen findet Franka Boltz in der Umwelt: Strukturen von Ästen, Schattenwürfe oder menschengemachte Formen wie Schilder, Zäune, Mauern. Größenverhältnisse und stimmige Perspektive lässt sie beim Malen außer Acht. Jedes Bild ist eine Kombination von Ausschnitten mit Bezugspunkten in der Wirklichkeit, eine Art planvolle Mehrfachbelichtung. Palette und Anzahl der Bildelemente sind dabei reduziert, sodass sich dem Blick scheinbar schnell Orientierung bietet. Erst nach dem Erfassen der Oberfläche erschließt sich das Ineinandergreifen der Objekte. Immer geht es um das Spiel zwischen dem Verdecken und Freigeben, den Kontrast zwischen verfestigter und verflüchtigter Form. Diesen Gedanken setzt sie in Fotografie und Rauminstallation fort: Die Umgebung des Bildträgers wird darin aufgegriffen und das Bild erweitert, bis es in der Malerei verschwindet. In Fotoarbeiten löst das Licht die Linien und festen Konturen auf, bis malerische Farbverwischungen neben festen, schweren Objekten stehen.

 

Wandprojekt "Studio Mura" 2014-2019

Fotografie